Spendenprojekt der Zahnärzte Dr. Christian Reiter und Dr. Ivo Pfütz in Namibia
Vor mittlerweile 5 Jahren, im Herbst 2018, waren wir, zwei Zahnärzte und beste Freunde, Christian Reiter (Schrobenhausen) und Ivo Pfütz (Braunfels/Hessen) zuletzt gemeinsam auf Tour bei einem humanitären Hilfseinsatz im Nordosten Namibias. Seit einigen Jahren sind wir aktive Mitglieder bei „Zahnärzte ohne Grenzen“. Zahnärzte ohne Grenzen, kurz DWLF, ist ein im Jahre 2018 gegründeter, gemeinnütziger und mildtätiger Verein, mit Sitz in Nürnberg.
Dieser zahnärztliche Arbeitseinsatz führte uns vorwiegend in die Gegend von Grootfontein, zu den Ureinwohnern Namibias, den San in der Kalahari sowie zum Stamm der Hereros, abseits der touristisch interessanten und vor allem zugänglichen Orte.
Leider musste dann, bedingt durch die Corona-Pandemie, ein für das Jahr 2020 erneut geplanter Einsatz ausfallen.
Erst am letzten Tag unseres mehrwöchigen Einsatzes fuhren wir auf unwegsamen Straßen in die kleine Siedlung Ojituuo, auf keiner Landkarte verzeichnet, ca. 70 km östlich von Grootfontein. Die humanitären Verhältnisse dort, vor allem die medizinische und zahnmedizinische Versorgung, sind für unsere europäischen Verhältnisse katastrophal, der zahnärztliche Behandlungsbedarf ist immens. Obwohl die Not groß ist, besitzt Ojituuo aber eine einfach ausgestattete Grundschule, die von 450 Kindern aus dem umliegenden Buschland (nicht regelmäßig) besucht wird.
Die Armut, der Hunger vieler Schulkinder ist groß, der namibische Staat kann nicht im notwendigen Umfang seiner „mid-morning meal“ Verpflichtung nachkommen. Diese sehr einfache Schulspeisung besteht aus einer täglichen Mahlzeit, einer weitgehend geschmacklosen Mischung aus Mais, Soja, Zucker und Salz.
Wir hatten dies in einem Land wie Namibia, einem in unserer Vorstellung eher fortschrittlichem afrikanischen Urlaubsland, nicht erwartet. Denn wenn auch die staatlichen Institutionen versuchen, zumindest eine Grundversorgung für die bedürftigen Kinder sicherzustellen, so gelingt das heute nicht in ausreichendem Umfang.
Viele Kinder sind Waisen, deren Eltern oft sehr früh an HIV, Tuberkulose, Hepatitis oder nun auch Corona verstorben sind. Es ist schockierend, dass die Hälfte der Menschen in Ojituuo die Corona-Pandemie der Jahre 2020-2022 aufgrund der schlechten medizinischen, hygienischen Verhältnisse sowie der Mangelernährung nicht überlebt hat. Auch werden viele Kinder von ihren Vätern nach der Geburt verlassen, die Mütter selbst sind in tiefer Armut.
Es fällt schwer, für eine bessere und hoffnungsfrohe Zukunft zu lernen, wenn man Hunger hat!
So kam uns bereits 2018 nach diesem Einsatz die Idee, beeindruckt durch diese große Not, mit Spendenmitteln helfen zu wollen. Im Jahre 2020 dann, nach dem ausgefallenem zahnärztlichem Hilfseinsatz und nach einigen bürokratischen Hindernissen wurden wir in unseren Zahnarztpraxen verstärkt aktiv und starteten eine Spendenaktion unter unseren Patienten.
Dieses Sozialprojekt kann nur am Leben erhalten werden durch den großartigen Einsatz von Max und Irmgard Beyer, einem deutschstämmigen Farmer-Ehepaar, das nun in der vierten Generation im Norden Namibias lebt. Ohne deren Engagement, das tägliche Sich-Kümmern um die vielen kleinen Dinge und ohne die Aufsicht über die Spendenmittel müsste die Schulküche sehr schnell wieder eingestellt werden.
Unser großer Dank gilt der Familie Beyer in Namibia, unser größter Dank allerdings den Menschen, die uns mit vielen größeren und kleineren Spenden unterstützen. Geldspenden und vor allem auch Zahngold werden in unseren Praxen dank der großen Hilfsbereitschaft unserer Patienten gesammelt. Zusätzlich unterstützen viele Freunde und Bekannte uns dankenswerterweise, so dass sich mittlerweile ein fantastisches Spendenaufkommen entwickelt hat. Das Geld geht 1:1 direkt nach Namibia, ohne in irgendwelchen Kanälen verloren zu gehen.
Besonders zu erwähnen ist hier neben dem großartigen Engagement unserer geschätzten Patienten in Schrobenhausen und Braunfels auch die große Unterstützung des Kaffeekontors Bayern, Andrea und Claus Huber, sowie des Rotary Clubs und des Lions Clubs.
Durch dieses überaus große Engagement kam alleine in den Jahren 2022 und 2023 eine sagenhafte Spendensumme von über 15.000 Euro zusammen.
Im November 2023 wurden von Regina und Christian Reiter zwei Spendenschecks über 5.000,–Euro und 1.500,–Euro des Kaffeekontors Bayern für die Schulküche von Ojituuo übergeben, womit die Finanzierung für ein Jahr wieder sichergestellt ist.
Glücklicherweise konnte zeitgleich dank einer größeren privaten Zuwendung einer Patientin eines Münchener Zahnarztkollegen, welcher bei „Zahnärzte ohne Grenzen“ die Einsätze in Namibia koordiniert, erst vor kurzem auch ein kleines Küchengebäude mit fest installierten Essplätzen für die Kinder gebaut werden.
Die Schulküche und Kinder von Ojituuo
Zu Beginn fehlte es am Nötigsten, von einem Essplatz mit Tischen und Bänken bis hin zu Schalen, Tellern und Löffeln, Brennholz, Töpfen, Köchinnen, vor allem aber an Lebensmitteln, um den Schulkindern wenigstens einmal am Tag eine warme Mahlzeit zu bereiten. Verschiedene Gemüse, seltener Äpfel und etwas Hühnchenfleisch werden heute auf den Märkten in Grootfontein und Umgebung gekauft und ergänzen diesen Maisbrei, ähnlich Polenta, der am späten Vormittag für momentan etwa 165 Kinder zubereitet wird.
Diese Mahlzeit gibt den Kindern nicht nur die nötige Energie für den Tag, sondern auch das Gefühl, dass sie nicht vergessen sind und dass sich Menschen um sie kümmern. Die Kinder sind glücklich und dankbar und schätzen die Schulküche, ihren täglichen Maisbrei „Lombo“ sehr. Mittlerweile hat sich hier ein echtes kleines Leuchtturmprojekt in dieser sehr armen Region entwickelt, das die Kinder enorm motiviert.
Im November 2023 war das Ehepaar Reiter zuletzt in Namibia, um das Küchenprojekt erstmalig selbst zu besuchen. Sie waren beeindruckt, wie begeistert, hilfsbereit und freundlich viele Menschen bei diesem Hilfsprojekt mitarbeiten und sich dort auch ihren Lebensunterhalt, wie zum Beispiel die Köchinnen, verdienen.
Am meisten überwältigt aber war das Ehepaar von den vielen freundlichen, fröhlich lachenden Kindern!
Momentan können wir nur die Schulküche in Ojituuo unterstützen. Wir denken aber auch über weitere Projekte nach, wie zum Beispiel an eine Suppenküche für die vielen älteren Menschen, die keine Familienangehörige mehr besitzen, die sie versorgen können.
Wir danken all unseren Patienten, unseren Praxisteams, den vielen Freunden, Bekannten, Förderern und Unterstützern ganz herzlich für ihr großes Herz für die Kinder von Ojituuo! Vielen herzlichen Dank!